Nachdem die letzten Tage nicht die schönsten meiner Zeit hier waren, gab es heute wieder Lichtblicke.
Zu erst aber noch ein Rückschlag: wer erschöpft, mit Heimweh und von Sinnkrisen gebeutelt auf bessere Momente hofft, mag an das Bild der Flut nach der Ebbe denken, um sich aufzumuntern. Dass diese Flut im Sinne einer kaputten Waschmaschine kommt, wird selten erträumt. Mein Problem war, dass sie das Wasser einfach nicht abgepumpt hat, ich damit die Türe nicht öffnen konnte. Nach kaum vier Stunden Schlaf (der Gedanke, die Maschine könnte kaputt sein und durch das viele Wasser meine ganzen Pullis auch, trieb mich ziemlich um), bekam ich morgens den Tipp, wie ich das Wasser manuell ablassen könnte. Funktioniert hat das zwar nicht, aber wie durch ein Wunder lies sich die Tür wieder öffnen. Drei Stunden lang - dann musste ich zur Arbeit - habe ich dann die Wollsachen ausgewrungen, die Küche geputzt und versucht mein Zimmer durch Handtücher vor der drohenden Überflutung zu schützen, was nur mittelmäßig gut funktionierte.
Total fertig und am Ende mit den Nerven begab ich mich zur Arbeit. In der Tram eine mannshohe Zigarette. Draußen Hippies, Prinzessinnen, Charlie Chaplin, rosa Kaninchen. Am Bahnhof ein Basketballspieler mit Afro, eine Kuh und ein Drachen.Darüber wundert man sich nur, wenn man noch nicht lange Im Rheinland wohnt und darüber hinaus das Datum vergessen hat. Es ist der 11.11. und das auch noch im Jahre 11. Das also ist der Grund dieser vielfältigen Verhüllungen! Aber seien wir ehrlich, ich habe viel über den Karneval hier gehört, habe mich auf viel eingestellt, aber, dass schon im November 50 Prozent der Leute verkleidet in die Schule und zur Arbeit gehen, damit habe ich nicht gerechnet. Um 11.11 Uhr, wir sitzen gerade im Stabsstellen- Meeting, hallt Jubel durch alle Gänge. Vergleichbar ist das mit den Freudenschreien, die nach Verkündigung von Regenpause oder später Hitzefrei durch die Schule klangen - erinnert ihr euch?
Hochstimmung ist angesagt. Auf dem Rückweg rennt eine Horde Wikinger an mir vorbei, es folgt eine Blaskapelle und auch der Anteil der Verkleideten steigt pro Minute. Abends Schlangen vor allen Kneipen und Clubs, da steppt nicht nur der Papst, sondern auch der Rest der Nation.
In diesem Sinne: Dreimol Bonn Alaaf!
PS: Das Rheinland ist zwar sehr katholisch (z.B. die einzige Region Deutschlands, die noch zwischen katholischen und Gemeinschafts- Schulen unterscheidet), aber der Martinsumzug wird jedes Jahr umgelegt. Was bildet der Herr mit dem halben Mantel sich auch bitte ein, den Tag seiner Bestattung auf den Termin zu legen, an dem die fünfte - und wichtigste - Jahreszeit eingeläutet wird?
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