Freitag, 30. September 2011

Der erste Monat ist vorbei.

Heute ist es schon – unglaublich, aber wahr – einen Monat her, dass ich in Bonn eingezogen bin. Es gefällt mir immer noch alles unglaublich gut und es ist schon Normalität geworden, nicht mehr zu Hause zu wohnen. Erst jetzt, wo es am Wochenende auf in den Taunus geht, ist es auf einmal wieder komisch. Natürlich freue ich mich sehr auf alles und besonders alle.

Pünktlich zum Wochenende ist meine Genesung auch so weit fortgeschritten, dass ich nur noch über leichte Halsschmerzen klagen muss. Die letzten drei Tage habe ich einen ganzen Haufen an Bazillen mit mir herumgeschleppt, die Kopfschmerzen, Schnupfen und Husten verursacht haben und darüber hinaus so schwer waren, dass jeder Schritt und jede Tat etwa 10.37 mal anstrengender waren als normalerweise.

Ich bin dann sofort nach der Arbeit ins Bett und hab bis zum nächsten Morgen geschlafen, was dazu geführt hat, dass ich mich morgens so gut gefühlt habe, dass ich doch zur Arbeit bin. Abends war ich dann wieder so fertig, dass ich sofort ins Bett bin. Naja, der Schlaf zu Salbeitee und dem zehn- Stunden- Sonnenpensum gestern scheinen genug gewesen sein, die Selbstheilungskräfte meines Körper ankurbeln zu können.

Ich sprach von zehn Stunden Sonne. Möglich gemacht hat das der Betriebsausflug. Um 8.30 Uhr ging es los auf ein Schiff, auf dem wir dann volle vier Stunden rumgeschippert sind. Nach vier Stunden gab es dann zu Essen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie entspannend es ist, vier Stunden Schiff zu fahren. Dermaßen entspannend sogar, dass man es Langeweile nennt. Bei netten Gesprächen war es aber auszuhalten. In Andernach sind wir ausgestiegen und haben ein Eis gegessen (bzw. einen warmen Apfelstrudel, um den Hals zu wärmen). Meine Truppe war dabei sehr witzig. Damit die Witzigkeit nicht so peinlich ist, haben wir so getan, als wären wir von Unicef. Nicht, dass wir ganz Andernach als Spender verloren hätten. Danach haben wir den größten Kaltwasser- Geysir der Welt angeschaut. Mittelmäßig spannend, um ehrlich zu sein. Ab ging es wieder auf das Schiff.

Ich gebe zu, wäre das Wetter nicht so genial gewesen, wäre das einer der langweiligsten Tage meines Lebens geworden. Aber bei 28°C und Sonnenschein haben alle so gute Laune, dass es ein wirklich total gelungener Tag war.

Auf der Rückfahrt haben wir noch für eine Kollegin gesungen, die jetzt in den Ruhestand geht. Mein erster Betriebschorauftritt. Wir waren natürlich wesentlich besser als die Country- Band, die engagiert war. Nichts gegen die Band, ja, zur tief stehenden Sonne auf dem Rhein haben sie ganz hübsche Lieder gespielt. Aber wir waren einfach besser. Und uns hat man zugehört…

Jetzt treffe ich noch die letzten Vorbereitungen für meine Reise morgen. Ihr wisst schon, die Putzfrau instruieren, wie sie die Wohnung für mich hinterlassen soll, dem Koch bescheid geben, was es heute noch mal zu essen gibt, bevor ich zu Hause speise, mich im Kosmetiksalon noch mal schön machen lassen für morgen und so weiter…

Mittwoch, 28. September 2011

Update Arbeit.

Da mich so viele gefragt haben, was ich auf der Arbeit eigentlich mache, ein kurzes Update zu meiner Arbeit:

Kaffeekochen wurde mir bisher immer noch erspart, die „einfachen Aufgaben“ blieben ansonsten auch die gleichen: Post holen, Zeitungen wechseln, Medienbeobachung, Clippings (Zeitungsartikel, in denen die Welthungerhilfe genannt wird) ablegen und Infomaterialbestellungen ausführen.

Dazu kamen jetzt noch: Welternährungsabos ein- und austragen (die Welternährung ist die kostenlose Zeitung der Welthungerhilfe), Verteiler pflegen und die Vollständigkeit des Lagers im Auge behalten, ab und zu etwas recherchieren oder kopieren. Dazu kommt Kleinkram.

Das ist alles nicht sonderlich spannend, muss aber getan werden und eigentlich ist es auch nicht schlimm.

Infomaterialbestellungen sind hin und wieder sogar recht amüsant.

Dann bestellt eine Hexe Xenia Materialien zur Wasserknappheit, die Ökotrophologieklasse aus Wolfsburg schickt eine Liste an Wünschen, die so lang ist wie Krieg und Frieden von Tolstoi, gibt die Adresse aber nicht an (was ich erst gemerkt habe, als ich alles zusammengesucht habe). Eine Mutter möchte gerne Publikationen gefaxt bekommen, um das Referat ihrer 14 Jahre alten Tochter vorbereiten und ein Plakat gestalten zu können (kurios ist dabei einerseits die Annahme, man könnte Bücher, Broschüren und Plakate faxen und andererseits die Selbstverständlichkeit das Referat des Kindes zu übernehmen). Interessant wird es auch, wenn jemand gerne „irgendwas zu Hunger“ haben möchte. Sehr konkret bei einem Kontingent von über Tausend Publikationen, von denen der Großteil – wer hätte das bei der Welthungerhilfe gedacht! – nun mal über Hunger auf der Welt ist. Ansonsten macht es sogar Spaß, sich zu überlegen, was die Besteller brauchen könnten für ihr Projekt. Es ist aber natürlich einfacher, wenn man einfach das Onlineformular ausfüllt, dann bekomme ich nämlich eine nummerierte Liste, klar strukturiert und genau ausformuliert.

Aktuell bin ich daran, Überreste der ersten Projekte zu finden, die die Welthungerhilfe gestartet hat. Nächstes Jahr steht nämlich das große Jubiläum an (50 Jahre), zu dem verschiedene Reportagen veröffentlicht werden. Weil aber alle Akten nach zehn Jahren vernichtet werden und alle Befragten wahlweise „Da war ich ja noch in der Schule!“ oder „Da habe ich noch nicht gelebt…“ antworten, ist die Aufgabe etwas kompliziert. Oft kam auch schon „X wüsste das jetzt sicher, ist aber leider tot…. Y auch…“, schade.

Ich berichte euch, ob ich etwas gefunden habe.

Die besten Aufgaben hat Patricia für mich. Ich darf einerseits für das Mitarbeitermagazin schreiben (Interview mit einer Auslandsmitarbeiterin aus Sri Lanka, Artikel über eine Ausstellung usw.) und jetzt wurde ich auch für die Redaktion der Welternährung rekrutiert.

Das heißt: ich bekomme Redaktionskonferenzen mit, darf Artikel schreiben, habe zwei Seiten, für die ich alleine zuständig bin, darf Bilder suchen und noch Gelegenheitsarbeiten ausführen.

Ich bekomme also die Entstehung einer richtigen Zeitung vom Anfang bis zum Ende mit. Und weil Patricia gelernte Journalistin ist und jahrelang bei einer Zeitung gearbeitet hat, lerne ich dabei richtig viel.

Ich merke dabei, dass mir das viel mehr Spaß macht als die Pressestellenaufgaben… vielleicht überlege ich mir das noch mal.

Superstolz bin ich auch auf zwei andere Aufträge:

Die Vorsitzende der Welthungerhilfe „schreibt“ öfter für verschiedene Tageszeitungen oder Magazine. Sie ist dabei schon so hochrangig und wichtig, dass sie ihre Artikel nur noch liest. Das heißt konkret, jemand ihrer Untergebenen in der Pressestelle schreibt einen Text, sie ändert zwei Worte (und ich habe mir sagen lassen, sie ändere immer etwas. Und wenn sie ein Synonym googlen muss, damit sie was zum korrigieren findet) und das ganze wird unter ihrem Namen veröffentlicht.

Im letzten Fall habe ich den Text geschrieben.

Ein Artikel über Nahrungsmittelverschwendung im Zusammenhang mit dem Welthunger. Uuuuund meine Chefin hat fast nichts verändert, der Artikel wird jetzt gedruckt und erscheint Montag im Offenburger Tageblatt (Auflage etwa um 25.000 verkaufte Zeitungen).

Meine Chefin scheint so zufrieden gewesen zu sein, dass ich jetzt eine Seite über die Welthungerhilfe und ihre Projekte für so ein Ärztemagazin schreiben darf.

Ich bin ja so stolz!

Im Moment ist sonst nicht viel zu tun und ich habe viel Zeit zum Zeitung oder Publikationen lesen.

Eine Empfehlung an euch:

http://www.welthungerhilfe.de/index.php?id=3654&art=53

Suuperspannend mit Informationen rund um Ernährung, globale Zusammenhänge und alles, was drum rum passt. Ich empfehle es wirklich, das Lesen war ein Genuss.

Wusstet ihr zum Beispiel, dass es wirklich Sinn macht, Heilkräuter bei Vollmond zu pflücken? Dass Frauen 65% der weltweit geleisteten Arbeit verrichten, aber nur 1% Eigentum am weltweiten Besitz haben? Die Produktionskosten eines Hamburgers eigentlich 200 $ betragen?

Dass es eigentlich Unterrichtsmaterialien sind, macht es einfacher, weil es keine wissenschaftliche Abhandlung ist, die kein Mensch versteht, sonder es klar strukturierte Beiträge zu verschiedenen Themen gibt.

Einfach kostenlos „Guten Appetit – schlechten Hunger!“ bestellen!

Update, die zweite: mittlerweile ist viel zu tun. Ich arbeite von 8.00 Uhr morgens bis um 18.00 Uhr abends und es bleibt noch ein Stapel auf dem Schreibtisch liegen. Dabei komme ich noch gut weg, meine Kollegin vom Schreibtisch gegenüber hat gestern bis halb 10 gearbeitet. Und ich meine das halb 10, bei dem es schon wieder dunkel ist.

Und dabei sagen alle, das ist noch gar nichts gegen das Pensum im Oktober, wenn der WHI rauskommt und die Woche der Welthungerhilfe ist. Ich bin gespannt.

Ich bin jetzt übrigens im Betriebschor. Klingt merkwürdig, ist aber so. Wir treffen uns zwar nicht regelmäßig, sondern meistens eher, um etwas für bestimmte Anlässe vorzubereiten, aber so habe ich ab und zu die Möglichkeit, etwas zu singen und ich habe gleich gemerkt, wie gut das getan hat.

Montag, 26. September 2011

Guten Abend meine Lieben,

ich sitze hier im Moment bei meinem nach original mexikanischer Vorlage gekochten Abendessen und weil ich bei Mexiko an dich denken muss, liebe Jana, widme ich dieses Essen dir.

Wie gerne würde ich dieses Mahl mit euch teilen. Im Moment ist niemand zu Hause und wenn man frisch aus dem elterlichen Haus kommt, ist das ganz schön merkwürdig. Natürlich ist die Ruhe angenehm, es muss nicht immer etwas los sein, aber nach einem anstrengenden Tag nach Hause zu kommen und nicht mal jemandem „Hallo“ sagen zu können, ist ein bisschen komisch.

Ich vergehe hier auch nicht an Einsamkeit, trotzdem komme ich in Versuchung, Selbstgespräche zu führen, weil sogar Facebook keine verfügbaren sozialen Kontakte für mich bereithält.

Mich selbst zu fragen, wie der Tag war, ist allerdings nicht sonderlich spannend, das Fazit des bisherigen Tages ziehe ich meistens schon, solange ich auf den Bus warte. Meistens reicht die Zeit dafür mehr als genug.

Seit meinem letzten Post kehrte erstmal Ruhe in Bonn ein.

Erst Mittwoch stand der nächste Termin an: ich war beim Aktiventreffen der grünen Jugend Bonn. Dank der Semesterferien war genau ein aktives Mitglied da, der Rest nutze die vorlesungsfreie Zeit in weiter Ferne.

Neben mir waren noch zwei Anwärter auf ein Neugrünendasein da. Die beiden waren 14 und 15 Jahre alt. Dass das nicht oft vorkommt, betonte der Aktive mindestens 327 Mal und erklärte besonders genau, wie man Politik macht. Das ganze führte zu ziemlicher Langeweile meinerseits, denn, dass es eine Lokal-, eine Landes- und eine Bundesebene in der Parteiorganisation gibt, wusste ich irgendwie schon vorher. Und dass Parlamente und Landtäge und so was gibt, war mir auch schon länger bewusst.

Ansonsten war es ganz nett, ich werde die nächsten Treffen noch mal hingehen und schauen, ob mehr läuft, wenn alle Studenten wieder im Lande sind.

Donnerstag war ich mit Anne bei den Bonner Klangwellen.

Das ist eine kostenlose Veranstaltung, bei der Wasser in Fontänen in Formationen hochgeschossen wird, ähnlich wie ein Feuerwerk – nur eben aus Wasser. Das ganze mit Musik untermalt. Wie könnte es in Bonn anders sein, der erste Teil Beethoven, dann ohne besonderen Bezug Musik auf den letzten 60 Jahren, zum Schluss wird die Veranstaltung – Willkommen im Rheinland! – mit Karnevalsschlagern abgerundet.

Der erste Teil war wirklich beeindruckend , danach sind wir gegangen, weil wir mit unseren gigantischen 1.60 Metern Größe nichts mehr gesehen haben.

Auf unserem Weg haben wir dann aber eine unglaublich! gute Band gefunden.

Sieben Rentner (zwei vielleicht etwas jünger) haben absolut genialen Swing gespielt. Der Sänger hatte es voll drauf, hat mit verschiedenen Tonlagen gespielt, dazwischen seine Stimme verzerrt und hatte dabei einen riesen Spaß. Auch den anderen hat man ihre Liebe zum Instrument angemerkt.

Die Sieben haben es geschafft, bestimmt 100 Leute um sich herum zu sammeln, haben fünf Pärchen und etliche Einzelpersonen (unter anderem uns) dazu gebracht, auf dm Marktplatz zu tanzen und den Rest verführt, sich mindestens ein bisschen mitzuwiegen.

Leider konnten wir nicht herausfinden, ob diese Virtuosen bald mal wieder irgendwo hier auftreten.

Freitag haben wir unser Programm verschlafen. Los gehen sollte es um 23.00 Uhr und zwar auf eine GOA in Köln. Ich habe mich um halb 10 nur für eine klitzekleine Stunde hingelegt, um fit zu sein. Aufgewacht bin ich dann um 03.30 Uhr in der Nacht. Ich habe einen richtigen Schok bekommen, dachte, ich habe den Anruf verpasst, wann wir welche Bahn nehmen, finde dann aber nur eine SMS mit dem Inhalt „Wir sind zu müde, bist du böse wenn wir das verschieben?“ Also habe ich selig weitergeschlafen.

Das Wochenende war weiter auch nicht spektakulär. Samstag habe ich ganz aus versehen vegan gekocht. War aber lecker (Auberginen-Kichererbsen- Tomatengemüse mit Reis), danach waren wir zusammen bei einem Freund von Anne und haben dort auf dem Küchentisch Tischtennis gespielt. Sehr cool.

Sonntag war ich im Stadtmuseum, um mal wieder etwas für meine Bildung zu tun. Die Ausstellungsstücke waren teilweise sehr cool, pädagogisch hatten es die Macher nicht so drauf. Sätze, länger als als Kleist sie hätte bauen können (und deswegen teilweise im 17. Nebensatz des neunten Einschubs teilweise grammatikalisch nicht mehr ganz korrekt) und Informationen, die keiner kennen will, zumindest nicht in dem Zusammenhang. Ich habe also leider nicht viel über die Geschichte Bonns mitgenommen. Dank Wikipedia bin ich trotzdem informiert.

Danach habe ich bei diesem traumhaften Wetter einen schönen Spaziergang gemacht und noch mal neue Ecken in Bonn gefunden.

Heute habe ich bei der Arbeit den Bufdi kennen gelernt. Ich bin nämlich nicht die einzige, die ein Jahr freiwillig für die Welthungerhilfe arbeitet, nein, ich habe einen Gleichgesinnten. Der werte Herr heißt Fabio und erinnert mich sowohl von seiner Art als auch von seinem Aussehen an Hütti. Treffender könnte ich ihn bisher eigentlich gar nicht beschreiben. Ich hoffe, die Leute, die Hütti nicht kennen, verziehen mir, dass ich es deswegen nicht näher mit anderen Worten versuche.

Vielleichthabe ich mit dem auch noch mehr zu tun.

Meine mexikanisches Mahl ist beendet und somit schließe ich auch diesen Blogeintrag.

Gute Nacht.

Montag, 19. September 2011

Spontanität.

Spontane Einfälle haben die letzten Tage geprägt. Diesmal meine ich nicht – Achtung, ich nehme Bezug auf den letzten Post – die kurzfristige Idee einer Tram, nicht zu kommen, davon wurde ich weitestgehend verschont. Toitoitoi, ich klopfe auf Holz.

Nein, es waren schöne spontane Einfälle.

Also habe ich mich um 20 nach Fünf dazu entschlossen, einen meiner Gutscheine zu nutzen Spontan habe ich am Donnerstag entschlossen, in’s Theater zu gehen, nachdem ich etwas früher frei hatte. Der Entschluss fiel um 20 nach Fünf. Um 20 nach Sechs hatte ich eine Begleitung in Form von Moritz gefunden (heute sagt euch das noch nichts, aber das nächste Mal, wenn er erwähnt wird, werdet euch denken: „Aha! Das war der, der auch im Theater war!“ und ihr werdet euch darüber freuen, schon jemanden in Bonn zu kennen). Um 20 nach Sieben saß ich schon Im Bus zum Markt und um 20 nach Acht hatte das Stück schon eine Weile begonnen.

Spontan entschied ich mich für ein Stück im Kontra Kreis Theater. Es war das erste Theater, das ich gefunden habe, das an diesem Abend eine Vorstellung hatte. Klein aber fein, mit Sitzen, die wie im Amphitheater aufgebaut sind.

Das Stück war gut gespielt und sehr witzig. Es ging um einen versehentlichen Emailkontakt, der sich zu einer Romanze auswächst, ohne dass sich beide beteiligten jemals gesehen haben. Das ganze Stück bestand nur aus gesprochenen elektronischen Nachrichten. Sehr empfehlenswert.

Spontan war auch die Freitagabendplanung. Um 22.00 Uhr bekam eine Bikerparty mit großem Lagerfeuer und Rockmusik den Zuschlag in der Auktion um unsere Anwesenheit. Wenn ich es ausführlich erzähle, wir der Beitrag so lang und genau beschreiben kann ich es ja doch nicht. Also nur so viel: Es war ein gelungener Abend.

Spontan kam Anna dann am Samstag vorbei, nachdem sie kurz vorher aus Straßburg wiederkam. Geplant haben wir nichts, ich wusste wann sie etwa kommt, wir haben uns getroffen und am Bahnhof eruiert, was wir zu tun gedenken. Wir warn einkaufen und haben dann Gemüselasagne gekocht, uns dabei total verquatscht, so dass wir sonst bis abends nichts mehr gemacht haben. Wir wollten eigentlich tanzen gehen, aber Mainstream scheint in Bonn nicht zu kommen, also schlossen wir uns derKneipentour mit den anderen an.

Am nächsten Tag haben wir uns wieder verquatscht, so dass wir das Deutsche Museum nicht mehr geschafft haben, dafür aber das Beethovenhaus angeschaut haben.

Schönes passiert oft eben auch ohne Termin.

Freitag, 16. September 2011

In Bonn verkehren…

Es gibt zwar keine Statistik darüber, wie viele Jahre der Mensch während seines Lebens im Verkehr verbringt, ich finde das Thema dennoch wichtig genug, ihm einen eigenen Blogeintrag zu widmen, immerhin befinde ich mich jeden Tag etwas über einer Stunde mitten drin (hochgerechnet auf ein Jahr sind das 365 Stunden, mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 82 Jahren sind das 29.980 Stunden, 3.5 Jahre… das jetzt mal dem Bahnverspätungsfaktor x=2.73618.. lassen wir das, man sollte nicht mit gefühlten Zeiten rechnen.)

Es ist auf jeden Fall einiges und zählt durchaus zu den Lebensbeherrschenden Tätigkeiten. Wie verkehrt man also in Bonn am Besten?

Automobil

Das liebste Verkehrsmittel der Deutschen sollte man in Bonn lieber stehen lassen. Zumindest in der Innenstadt ist das sehr ratsam, das haben Leo und ich schon im Juni beim Besichtigen der WGs mitbekommen. Gerade in der Innenstadt sind die Straßen ständig überfüllt, dazwischen immer Busse, Bahnen, Fahrradfahrer und Fußgänger. Oft sind die Straßen viel zu eng.

(Und in Beuel solltet ihr motorisierte Gefährte stehen lassen, weil ihr mit großer Wahrscheinlichkeit an meinem haus vorbei fahren würdet und der Krach einer Bundesstraße geht einem auf Dauer sehr auf die nerven – und das wollt ihr mir ja nicht zumuten.)

Tram und Bahn

Mit der Bahn zu fahren ist hier die kleine Schwester vom russischen Roulette: entweder die Kugel trifft und man ist tot, oder sie trifft nicht, zerstört aber einiges im Kopf – man kann verlieren oder verlieren. Da Bonner Roulette die kleine Schwester ist, ist es nicht ganz so brutal, die Bilanz des Spieles ist aber ähnlich: Entweder man hat Glück und die Bahn kommt, in dem Fall ist sie aber so voll, dass man in zweierlei Hinsicht an Sardinen in der Dose erinnert wird: erstens weil man sie um ihren Platz beneidet. Zweitens weil schon geheizt wird und man dementsprechend im eigenen Saft steht. Bei manchen geht diese Flüssigkeitsabsonderung soweit, dass auch der Duft, der sich in der Bahn verbreitet, an eine Fischbüchse erinnert.

Der andere Fall ist: die Bahn kommt einfach nicht. Nicht nur, dass die Trams und Regionalzüge oft Verspätung haben, manchmal fallen sie aus. Im guten Fall wird einem das noch gesagt (im besten erfährt man sogar den Grund), im schlechten Fall steht man einfach da und wartet vergeblich, bis man auch alle Alternativen verpasst hat.

BUS

Der Bus hat sich bisher als relativ gute Option erwiesen. Erstens halten einige Linien direkt vor meinem Haus, großer Pluspunkt, vor allem nachts.

Weiterhin kamen die Busse bisher immer, sie fahren alle 10 Minuten in so gut wie alle Richtungen und sind einigermaßen schnell, da es an den meisten Stellen extra Busspuren auf den Straßen gibt. Meistens sind die Busse auch nicht ganz so voll wie die Trams, oft bekommt man sogar noch einen Sitzplatz, was gerade für den Rückweg von der Arbeit sehr angenehm ist.

Manchmal passiert es aber auch – wie heute –, dass der Bus da steht, man einsteigt und wartet, der Bus aber einfach nicht losfährt. Man geht also nach vorne, will den Fahrer fragen, ob es Probleme gibt. Der Sitz ist allerdings leer. Schaut man verwirrt zur Seite steht da ein anderer Busfahrer, der aber nicht zuständig ist und erzählt dir, dass der Fahrer noch nicht da wäre und keiner wisse, wo dieser sei. Der Bus fahre aber sofort, wenn der werte Herr auftauche.

Das ist mir bisher aber erst einmal passiert.

(Auf einen Hinweis, der weit her von der anderen Seite des Ozeans zu mir herübergeschwommen kam: ja, ich freue mich dass es überhaupt Busse und Bahnen gibt und ich nicht auf das Auto angewiesen bin. Danke für diesen korrigierenden Blick, Britt ;-) )

Drahtesel

Eine umweltfreundliche Möglichkeit von A nach B zu kommen. Und in Bonn gar nicht so schlecht, wie es scheint. Fast überall gibt es extra ausgebaute Fahrradwege (zweispurig, dass man in beide Richtungen fahren kann) und an allen relevanten Orten ausreichend Abstellplätze, an den weniger relevanten Orten gibt es ausreichend Straßenlaternen und Bäume.

Einem praktischen Test habe ich die Fahrradeinrichtungen aufgrund eines fehlenden Fahrrads noch nicht unterzogen. Kommt vielleicht nächstes Frühjahr. Dann kann ich auch meinen Gutschein für eine Stadtbesichtigung via Zweirad einlösen.

Per pedes

Bonn zu Fuß zu durchqueren hat sich bisher als die beste Variante herausgestellt. Man ist schneller als die Bahnen (wirklich, an vielen Strecken kann man neben ihnen herlaufen und an der nächsten Haltestelle hat man sie überholt), hat frische Luft, ein kostenfreies Workout und sieht etwas von der Stadt. Und auch wenn Bonn sich meistens als Großstadt gibt, zeigt sich hier, dass es doch irgendwie ein Dorf ist: man kann so gut wie von überall nach überallhin laufen ohne sehr sehr lange unterwegs zu sein. Am besten ist die Kombiniertechnik: da wo es geht, mit Bus oder Bahn (solange diese überhaupt kommen und dann nicht im Stau stehen), die Strecken davor, danach, dazwischen laufen.

Es gibt nur eine Bedingung, damit man wirklich schnell vom Fleck kommt: halte dich nicht an rote Ampeln.

In Bonn werden Ampeln aus Prinzip nicht grün. Rekordwartezeit? 17 Minuten. Wie viele der raren Gelegenheiten, eine pünktliche Tram zu bekommen, habe ich schon verpasst weil ein kleines Kind neben mir stand und ich nicht einfach das Gesetz der Straße brechen konnte?

Ich meine das ernst, wenn es geht (manchmal geht es bei den mehrspurigen Straßen nicht, weil zu viele Autos kommen, vor allem an kleineren Straßen oder an den Kreuzungen geht es wunderbar), wenn es also geht, wartet nicht darauf, dass es grün wird. Selbst der geübteste und gelassenste buddhistische Mönch würde hier irgendwann aufgaben und bei rot gehen.

Ich hoffe, ihr könnt euch nun bei eurem nächsten Bonnbesuch für die beste Alternative entscheiden. Bis dahin gute Reise!

Sonntag, 11. September 2011

In aller Kürze

Den Rest des Wochenendes in aller kürze:

Samstag Bügeln, Spülen, Putzen… alles, was unter der Woche so liegen geblieben ist.

Abends geht es ab nach Köln in’s autonome Zentrum. Ein leerstehendes Gebäude, in dem jetzt Partys gefeiert werden, aber auch Leute wohnen. Das finde ich ziemlich cool. Respekt an die Organisatoren, Strom und Wasser zu organisieren. Zu essen gab es veganes Chili non carne, richtig lecker! Bezahlt hat man, was man hatte oder geben wollte und abgespült hat man dann selbst. Finde ich eine gute Idee und daran, dass es funktioniert, sieht man, dass auch das Klientel ein angenehmes ist.

Das AZ sah übrigens genau aus wie unsere Schule

Danach sind wir noch zu einem Freund von meinen Mitbewohnern und saßen da lange. Die anderen sind dann noch auf eine Party, aber um die Uhrzeit war ich zu müde, noch party machen anzufangen und bin nach Hause gefahren. Halbe Odyssee, weil mir die falsche Strecke rausgesucht wurde, ich habe etwa drei Stunden bis nach Hause gebraucht. Aber, das erstaunliche: selbst mitten in der Nacht ist in Köln/Bonn mehr los als teilweise in Frankfurt tagsüber!

Schön war auch, dass ich mit der Straßenbahn an vielen Plätzen vorbeigekommen bin, die ich im Januar mit Leo zusammen gesehen habe, das hat mich wirklich gefreut.

Sonntag habe ich mich dann gar nicht erst angezogen, sondern nur gegammelt.

Abends habe ich dann spontan mit meiner Mitbewohnerin einen Küchengroßputz veranstaltet, wir haben wirklich alle Schränke und Schubladen ausgemistet und neu geordnet. Jetzt haben wir sogar eine Tischdecke und eine Kerze auf dem Tisch und an kann nicht nur besser kochen, sondern sogar in der Küche essen. Das hat sich echt gelohnt.

Samstag, 10. September 2011

Gorgonzola, Blut und Mate

Die Woche ging ruhig weiter.

Am Donnerstag habe ich abends mit meiner Mitbewohnerin und meiner Zimmer- Vorgängerin gekocht. Entschieden haben wir uns für ein Gericht aus meinem vegetarischen Kochbuch: Nudeln mit Champignon- Gorgonzola- Sauce, wirklich sehr zu empfehlen.

Ansonsten war der Abend auch sehr schön.

Freitag war ich Blutspenden. Das erste Mal. Ich wollte es schon lange machen, denn es ist so einfach und bewirkt doch so viel.Leider war ich bisher zu jung, danach zu dünn (50kg ist die Grenze) und dann gab es keine Gelegenheit. Diesmal hat alles gepasst und ich habe mich nach der Arbeit auf zum Friedensplatz gemacht. Nach kurzer Wartezeit (es gab so viele Spender, dass die Ärzte mit untersuchen und anzapfen gar nicht nachkamen), bekam ich das Okay zum Spenden.

Erst war alles in Ordnung, doch zunehmend wurde das Pumpen anstrengender (man muss mit der Hand pumpen, damit das Blut schneller fließt) und mir wurde richtig schwindlig. Sofort wurde ich mit Cola (Zucker+ Flüssigkeit) und Traubenzucker versorgt.

Danach ging es mir schnell wieder besser und nachdem ich noch 20 Minuten liegen geblieben bin, habe ich einen großen Regenschirm bekommen (wie das im thematischen Zusammengang mit der Blutspende steht, weiß ich auch nicht…) und durfte mir dann in der Bäckerei ein großes belegtes Brötchen, ein Stückchen und ein warmes Getränk aussuchen. Entschieden habe ich mich für ein Brötchen mit Salat, doppelt Käse und Ei, einen Apfelplunder und einen großen Kakao. Das mag euch vielleicht nicht sonderlich spannend vorkommen, ich habe mich aber sehr gefreut.

Abends bin ich dann mit zwei Mädels in eine schöne Kneipe gegangen.

Eigentlich wollten wir in eine andere gehen, die haben wir aber nicht gefunden – ich bin nicht schuld, ich bin neu hier! Dann haben wir durch einen Anruf erfahren, wo andere Freunde meiner Begleitung im Moment sind und haben uns für diesen besagten Ort als Alternative entschieden.

Wir haben einen kleinen Umweg über einen Kiosk genommen, um uns mit „Club Mate“ zu versorgen und ich sage euch feierlustigen Menschen: ich weiß, was Miraculix als Zaubertrank verkauft hat.

Club Mate ist eine Art Limonade aus der südamerikanischen Pflanze „Mate“, die Koffein und Gerbstoffe, ansonsten noch viel Zucker enthält. Das Getränk ist alkohol-, laktose- und glutenfrei, ferner vegetarisch und vegan und obendrein noch aus erneuerbaren Energien hergestellt. (Ein Blick in den Wikipedia- Artikel über Mate eröffnet euch noch eine ganze Fülle an weiteren Wundereigenschaften der Pflanze, die auf der Flasche keinen Platz mehr gefunden haben….)

Drei Schluck davon und um halb 6 Uhr morgens war ich immer noch so wach, als wäre es noch früher Abend (und zwar war das ein angenehmes Wachsein, kein so nervöses wie bei Kaffee).

Nach diesem Exkurs zurück zum Geschehen in unserer Kneipe: Die Leute, die wir gesucht haben, waren nicht da.

Naja, wir aber schon, also blieben wir. Getroffen haben wir dann zwei andere nette Menschen, mit denen wir uns sehr gut unterhalten haben. Der eine – übrigens kein, wie fälschlicher Weise wegen der etwas lauteren Umgebung angenommen, Fischer, sondern ein Tischler von Beruf – war am Montag schon in der Kneipe und hat mit uns Kicker gespielt.

Hinzu kam zu späterer Stunde ein mehr als angetrunkener Kerl, der sich mit Barney Stinson verwechselt hat und damit auf Dauer etwas nervig wurde.

Der Abend wurde lang uns länger und es gibt nichts weiter Spannendes darüber zu erzählen als dass ich noch Falafeln (so eine Art Kichererbsen- „Frikradellen“) probiert habe und im Himmel gelandet bin. Wirklich sehr lecker und mehr als eine vegetarische Alternative zu Döner!

Apropos: hier leben wirklich viele Leute vegetarisch oder gar vegan.

In diesem Sinne wünsche ich euch alles Kuhte (Entschuldigung, diese schlechte Wortspiel konnte ich mir nicht verkneifen!)

Dienstag, 6. September 2011

Resume - die erste Woche Bonn

Es ist wohl Zeit für das erste Resume, denn ich habe nun eine Woche Bonn hinter mir.

Das gute Bonn hat die Funktion von Gastgeschenken verstanden. Als Willkommensgruß hatte es mir eine wunderbar sonnige Woche beschert, die pünktlich am 8. Tag meines neuen Lebens vorbei war. Jetzt ist es kalt, stürmisch, regnerisch – herbstlich.

Aber ich will mich ja nicht beschweren.

Die Arbeit ist interessant. Aber auch anstrengend und teilweise etwas mühsam. Neben Listen eintragen, erfasse ich jeden Tag alle TV- und Radiobeiträge, in denen meine Organisation genannt wird, recherchiere alle relevanten Katastrophen seit 1965, kümmere mich um die Post und wechsle die Zeitungen jeden morgen aus. Dazu kommen noch kleinere Aufträge.

Aber es gefällt mir sehr gut.

Die Stadt Bonn finde ich richtig schön. Überall ist es grün, mit Wiesen und Bäumen, es gibt wunderschöne Häuser, ich habe jeden morgen einen genialen Blick auf den Rhein, die Stadt ist richtig lebendig… einfach gut!

Ich möchte jetzt anfangen, die Theater und Museen abzuklappern, dass ich die Stadt auch von dieser Seite kennen lerne. Ich habe gehört, auf der Ebene hat Bonn auch einiges zu bieten.

Meine Mitbewohner finde ich klasse, ich habe mich gut eingelebt. Ich sitze viel mit den beiden und deren Freunden zusammen und habe viel Spaß.

Gestern haben mein Mitbewohner und ich eine richtig fette Reis- Gemüse- Pfanne gemacht. Die war göttlich. Mit Chili, Curry, viiiiel frischem Gemüse (wir haben keine Tiefkühltruhe, anders als frisch geht also auch gar nicht) und sogar mit frischem Schnittlauch. Ein lukullischer Hochgenuß.

Doof finde ich, dass ich mir die Haare so oft waschen muss.

Das kommt von den vielen Abgasen, das lässt sie schneller fetten. Zum Vergleich: Kaiserin Sissi, eine absolute Beauty- Fetischistin, die alles nur erdenkliche getan hat, um gut auszusehen (unter anderem hat ihr Wahn sie zur Magersucht getrieben), eben diese Sissi hat ihr Haare nur alle vier Wochen gewaschen, weil es damals eben nicht so viele Abgase gab. Hier in einer Großstadt kann davon nicht die Rede sein.

Dafür habe ich andere Vorteile.

Zum Beispiel eine Monatskarte der Tarifstufe 1b, mit der ich im gesamten Bonner Innenstadtgebiet und alle näheren Stadtteilen (also alles was ich brauche) kostenlos rum fahren kann. Ich finde das gut.

Ich habe übrigens einen Schutzengel. Klar, das wusste ich schon lange, ich bin ein verdammtes Glückskind, aber das werte Flügelwesen hat es am Tag meines Wochenjubiläums noch mal unter Beweis gestellt:

Vor dem Monatsticket bin ich das ein oder andere Mal schwarz gefahren – und damit meine ich nicht die Farbe meiner Schuhe.

Und der erste Tag, an dem ich wieder ein gültiges Ticket habe, ist der erste Tag, an dem ein Kontrolleur mit der Tram mitfährt. Ui, dachte ich mir, habe ich ein Glück, obwohl er nichtmal kontrollierte.

Noch mehr Glück hatte ich, das erwies sich später, dass er mich nicht nach diesem Ticket fragte – denn es lag friedlich auf meinem Schreibtisch und brachte mich damit unfreiwillig dazu, noch einmal als blinder Passagier an Bord zu gehen....

(Übrigens dachte ich, ich habe meinen Geldbeutel verloren und war wirklich erleichtert, dass er auf meinem Schreibtisch wartete. An dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankschön an die kompetente Seelsorge per Alditalk- SMS- Flatrate von meiner lieben Gesa)

Montag, 5. September 2011

Meine erste Lektion Bogenschießen und mein erster Kneipenbesuch in Bonn

Ich habe erzählt, dass ich im Hofgarten erklärt bekommen habe, wie man einen Bogen baut. Wir hatten darüber hinaus ein nettes Gespräch und haben Kontakt gehalten. Heute hat es sich ergeben, dass ich auch eine Einführung in’s Bogenschießen erhalte.

Nach der Arbeit haben wir uns am Konrad- Adenauer- Platz getroffen und sind auf die Felder und Wiesen am Rhein (mitten in der Stadt) gewandert, wo noch einige Heuballen herumstehen. Wegen des guten Wetters war reger Betrieb, an unserer Stelle war es ein bisschen ruhiger. Pfeil und Bogen fallen bisher noch nicht unter das Waffenschutzgesetz, können aber trotzdem ziemlich weh tun und das wollten wir den anderen Sonnenanbetern doch ersparen.

Mit einem Anfängerbogen habe ich die ersten Schüsse gemacht, nach kurzer Zeit wurde dieser – auch selbstgebaute – Bogen gegen einen dickeren und damit anspruchsvollern eingetauscht.

Der Iraner hat mir die Haltung gut gezeigt, so dass ich schnell gelernt habe. Außerdem hat er mir erklärt, dass diese Art zu Schießen „Intuitivschießen“ heißt.

Es gibt hierbei nicht wie beim Sportschießen ein Visier, eine Auflage für den Pfeil, eine Markierung, wann der Pfeil senkrecht auf der Sehne sitzt (das ist nämlich wichtig). Es gibt nur den Pfeil, den Bogen und sich selbst.

Ziel ist es, irgendwann ohne Nachdenken schießen zu können; das heißt also, nicht zu Kontrollieren, ob die Haltung, die Pfeilausrichtung, die Spannweite etc. richtig sind und ohne zu zielen, sondern den Bogen hochzunehmen, zu schießen – und zu treffen.

Ich habe schon nach kurzer Zeit bemerkt, wie das entspannt. Man denkt nicht mehr nach, es geschieht einfach, man fokussiert sich selbst, das ist sehr meditativ. Denn auch ohne Nachdenken war ich sehr konzentriert.

Nach etwa einer Stunde habe ich aufgehört. Eine kleine Blase habe ich davon getragen, das ist aber nicht weiter schlimm.

Ich bin sehr stolz, denn der Iraner meinte, für den Anfang war ich unglaublich gut und wirklich, ich habe sehr oft genau getroffen. Das hat mich sehr gefreut.

Abends saß ich erst mit meinem Mitbewohner und dessen Freundin bei ihm auf dem Sofa, bin dann mit meiner Mitbewohnerin und einer Freundin in eine kleine und sehr gemütliche Metalkneipe gegangen. Der Abend war nicht lang – wir mussten alle am nächsten Morgen früh raus – aber wirklich gelungen. Wir hatten großen Spaß und ausgelassene Gespräche.

Vom Kickertunier, das mein Team haushoch verloren hat, erzähle ich lieber nicht, denn der Abend war trotzdem erfolgreich.

Sonntag, 4. September 2011

Liebstenbesuch und Nordbrückenparty - das erste Wochenende

Dieses Wochenende kam mein Liebster vorbei. Ganz spontan, denn der ursprünglich angepeilte Termin und der mögliche Ausweichtermin wurden von Seiten seiner Trägerschaft an die Ostsee verbucht. Schön war es trotzdem.

Um mein Wochenende – mit drei Ausnahmen, auf die ich gleich eingehen werde – zu erläutern, bediene ich mich heute einer Buchstelle, die sicher jeder kennt:

Willst du schon aufstehen? Der Tag ist ja noch fern. Es war die Nachtigall und nicht die Lerche, die eben dein banges Ohr durchdrang! Glaub mir, Lieber, es war die Nachtigall!

(Den Rest dieser ausführenden Passage erspare ich euch…)

Vielleicht haben wir diese Worte nicht wortwörtlich ausgesprochen, dennoch hingen sie genau so in der Luft. Sie waren so präsent, dass wir sie tatsächlich nicht mal artikulieren mussten. Hätten wir es dennoch getan, hätte es eventuell auch etwas anders geklungen, immerhin lebe ich nicht im Verona von vor vielen Jahren sondern im heutigen Bonn:

Willst du schon aufstehen? Der Tag ist ja noch fern. Es war der Nachtbus und nicht der Berufsverkehr, der dir eben dein banges Ohr durchdrang! Ehrlich, es war der Nachtbus….

So vom Nachtbus bestätigt könnt ihr euch vorstellen, wo wir den größten Teil des Wochenendes ganz ohne Scham verbracht haben.

Aber es hat ja auch geregnet. Am Sonntag zumindest. Für so drei Stunden… glaube ich, ich war ja nicht draußen.

Zwei der Ausnahmen, die ich nicht erfunden habe, bildeten zwei wunderschöne Spaziergänge, die andere eine Party meiner Mitbewohner.

Diese fand, wie der Name schon sagt, unter der Nordbrücke statt, der nördlichsten Autobahnbrücke Bonns. Das hat den Vorteil: es regnet nicht auf die Party drauf, niemand beschwert sich über den Lärm und es ist genug Platz zum Tanzen.

Das ganze ist ganz professionell aufgezogen mit verschiedenen DJs, die von 18.00 Uhr abends bis 11.00 Uhr morgens auflegen, richtig guten Boxen, Getränkeverkauf und einer schönen Lichtshow. Dazu kommt ein gemütlicher Chill out- Bereich mit Lagerfeuer direkt am Rheinufer.

Die Schönheit des Events wird von 150 bis 200 Besuchern (je nach Uhrzeit) gebührend durch ausgelassenes Tanzen honoriert. (Ich spreche übrigens in der Gegenwartsform, da das regelmäßig organisiert wird. Nein, der Deutsch- Leistungskurs- Geist hat mich noch nicht verlassen….)

Um 3.00 Uhr sind Liebster und ich bei sanftem Regen wieder nach Hause gelaufen.

Ein sehr gemütliches und schönes Wochenende im guten Bonn.

Donnerstag, 1. September 2011

Es ist vorbei mit der Abiturienterei... 1. Arbeitstag

Acht Stunden konzentriert sein, nachdenken, etwas – mehr oder weniger - Sinnvolles vollbringen, daran bin ich gar nicht mehr gewöhnt. Doch jetzt ist es aus mit der Abiturienterei, jetzt beginnt der Ernst des Lebens: Nach über dreieinhalb Monaten Pause habe ich heute meinen ersten Arbeitstag gehabt.

Viel zu erzählen gibt es darüber nicht, ich wurde allen vorgestellt und habe alles gezeigt bekommen – sich an die 50 Namen und 73 Prozesse und Arbeitsschritte zu merken ist mit eingerostetem Gehirn gar nicht einfach, das sage ich euch. Im Moment mache ich die Aufgaben, die keiner sonst machen will, ist ja klar, so ganz am Ende der Nahrungskette erwartet das keiner anders. Trotzdem macht es irgendwie Spaß und Einblicke erhalte ich so ja auch.

Eine wahre Odyssee habe ich mit meinem Computerzugang erlebt, erst ging nichts, dann pro Gang zur EDV- Abteilung eine Sache mehr. Ingesamt habe ich wohl 2.5 Stunden bei den Jungs verbracht, ich glaube, die beiden EDVler kenne ich jetzt am Besten vom ganzen Team.

Schlecht war die Sache jedenfalls nicht, ich hatte ein suuuper Workout immer die Treppen rauf und runter und ich hatte nette Gespräche im Informatikerkabuff.

Danach ging’s wieder auf in den Hofgarten, bei Sonnenschein und 28°C lässt es sich leben. Zur Abwechslung bin ich mal nach Hause gelaufen, etwa 30 Minuten bei Sonnenuntergang, sehr schön – und vor allem kostet es keine 2,50 €.

Morgen noch einmal arbeiten, das Wetter soll so bleiben, dann ist schon Wochenende. Wie schön!