Da mich so viele gefragt haben, was ich auf der Arbeit eigentlich mache, ein kurzes Update zu meiner Arbeit:
Kaffeekochen wurde mir bisher immer noch erspart, die „einfachen Aufgaben“ blieben ansonsten auch die gleichen:
Post holen, Zeitungen wechseln, Medienbeobachung, Clippings (Zeitungsartikel, in denen die Welthungerhilfe genannt wird) ablegen und Infomaterialbestellungen ausführen.
Dazu kamen jetzt noch: Welternährungsabos ein- und austragen (die Welternährung ist die kostenlose Zeitung der Welthungerhilfe), Verteiler pflegen und die Vollständigkeit des Lagers im Auge behalten, ab und zu etwas recherchieren oder kopieren. Dazu kommt Kleinkram.
Das ist alles nicht sonderlich spannend, muss aber getan werden und eigentlich ist es auch nicht schlimm.
Infomaterialbestellungen sind hin und wieder sogar recht amüsant.
Dann bestellt eine Hexe Xenia Materialien zur Wasserknappheit, die Ökotrophologieklasse aus Wolfsburg schickt eine Liste an Wünschen, die so lang ist wie Krieg und Frieden von Tolstoi, gibt die Adresse aber nicht an (was ich erst gemerkt habe, als ich alles zusammengesucht habe). Eine Mutter möchte gerne Publikationen gefaxt bekommen, um das Referat ihrer 14 Jahre alten Tochter vorbereiten und ein Plakat gestalten zu können (kurios ist dabei einerseits die Annahme, man könnte Bücher, Broschüren und Plakate faxen und andererseits die Selbstverständlichkeit das Referat des Kindes zu übernehmen). Interessant wird es auch, wenn jemand gerne „irgendwas zu Hunger“ haben möchte. Sehr konkret bei einem Kontingent von über Tausend Publikationen, von denen der Großteil – wer hätte das bei der Welthungerhilfe gedacht! – nun mal über Hunger auf der Welt ist. Ansonsten macht es sogar Spaß, sich zu überlegen, was die Besteller brauchen könnten für ihr Projekt. Es ist aber natürlich einfacher, wenn man einfach das Onlineformular ausfüllt, dann bekomme ich nämlich eine nummerierte Liste, klar strukturiert und genau ausformuliert.
Aktuell bin ich daran, Überreste der ersten Projekte zu finden, die die Welthungerhilfe gestartet hat. Nächstes Jahr steht nämlich das große Jubiläum an (50 Jahre), zu dem verschiedene Reportagen veröffentlicht werden. Weil aber alle Akten nach zehn Jahren vernichtet werden und alle Befragten wahlweise „Da war ich ja noch in der Schule!“ oder „Da habe ich noch nicht gelebt…“ antworten, ist die Aufgabe etwas kompliziert. Oft kam auch schon „X wüsste das jetzt sicher, ist aber leider tot…. Y auch…“, schade.
Ich berichte euch, ob ich etwas gefunden habe.
Die besten Aufgaben hat Patricia für mich. Ich darf einerseits für das Mitarbeitermagazin schreiben (Interview mit einer Auslandsmitarbeiterin aus Sri Lanka, Artikel über eine Ausstellung usw.) und jetzt wurde ich auch für die Redaktion der Welternährung rekrutiert.
Das heißt: ich bekomme Redaktionskonferenzen mit, darf Artikel schreiben, habe zwei Seiten, für die ich alleine zuständig bin, darf Bilder suchen und noch Gelegenheitsarbeiten ausführen.
Ich bekomme also die Entstehung einer richtigen Zeitung vom Anfang bis zum Ende mit. Und weil Patricia gelernte Journalistin ist und jahrelang bei einer Zeitung gearbeitet hat, lerne ich dabei richtig viel.
Ich merke dabei, dass mir das viel mehr Spaß macht als die Pressestellenaufgaben… vielleicht überlege ich mir das noch mal.
Superstolz bin ich auch auf zwei andere Aufträge:
Die Vorsitzende der Welthungerhilfe „schreibt“ öfter für verschiedene Tageszeitungen oder Magazine. Sie ist dabei schon so hochrangig und wichtig, dass sie ihre Artikel nur noch liest. Das heißt konkret, jemand ihrer Untergebenen in der Pressestelle schreibt einen Text, sie ändert zwei Worte (und ich habe mir sagen lassen, sie ändere immer etwas. Und wenn sie ein Synonym googlen muss, damit sie was zum korrigieren findet) und das ganze wird unter ihrem Namen veröffentlicht.
Im letzten Fall habe ich den Text geschrieben.
Ein Artikel über Nahrungsmittelverschwendung im Zusammenhang mit dem Welthunger. Uuuuund meine Chefin hat fast nichts verändert, der Artikel wird jetzt gedruckt und erscheint Montag im Offenburger Tageblatt (Auflage etwa um 25.000 verkaufte Zeitungen).
Meine Chefin scheint so zufrieden gewesen zu sein, dass ich jetzt eine Seite über die Welthungerhilfe und ihre Projekte für so ein Ärztemagazin schreiben darf.
Ich bin ja so stolz!
Im Moment ist sonst nicht viel zu tun und ich habe viel Zeit zum Zeitung oder Publikationen lesen.
Eine Empfehlung an euch:
http://www.welthungerhilfe.de/index.php?id=3654&art=53
Suuperspannend mit Informationen rund um Ernährung, globale Zusammenhänge und alles, was drum rum passt. Ich empfehle es wirklich, das Lesen war ein Genuss.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass es wirklich Sinn macht, Heilkräuter bei Vollmond zu pflücken? Dass Frauen 65% der weltweit geleisteten Arbeit verrichten, aber nur 1% Eigentum am weltweiten Besitz haben? Die Produktionskosten eines Hamburgers eigentlich 200 $ betragen?
Dass es eigentlich Unterrichtsmaterialien sind, macht es einfacher, weil es keine wissenschaftliche Abhandlung ist, die kein Mensch versteht, sonder es klar strukturierte Beiträge zu verschiedenen Themen gibt.
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Update, die zweite: mittlerweile ist viel zu tun. Ich arbeite von 8.00 Uhr morgens bis um 18.00 Uhr abends und es bleibt noch ein Stapel auf dem Schreibtisch liegen. Dabei komme ich noch gut weg, meine Kollegin vom Schreibtisch gegenüber hat gestern bis halb 10 gearbeitet. Und ich meine das halb 10, bei dem es schon wieder dunkel ist.
Und dabei sagen alle, das ist noch gar nichts gegen das Pensum im Oktober, wenn der WHI rauskommt und die Woche der Welthungerhilfe ist. Ich bin gespannt.
Ich bin jetzt übrigens im Betriebschor. Klingt merkwürdig, ist aber so. Wir treffen uns zwar nicht regelmäßig, sondern meistens eher, um etwas für bestimmte Anlässe vorzubereiten, aber so habe ich ab und zu die Möglichkeit, etwas zu singen und ich habe gleich gemerkt, wie gut das getan hat.