Donnerstag, 1. Dezember 2011

Die Pressekonferenz

Im Büro angekommen, kann ich gleich helfen. Wir suchen das Zeug für die PK zusamen, schaffen es vor die Tür und warten auf das Taxi. In der Zwischenzeit verschwindet Andrea (meine berliner Pressekollegin) und ich werde genötigt, mit dem Jubiläumsteam beim Universum zu bestellten, dass das verdammte Roll- up (ein Plakat mit Ständer) endlich ankommt, auf das schon seit Tagen gewartet wird und das heute dringend gebraucht wird. Wir vier geben sicher ein tolles Bild ab: stehen halb lachend, halb aufgeregt mit geschlossenen Augen im Flur, behindern alle, die noch rumrennen und hoffen, dass es wirkt. Das Taxi ist da, Andrea verzweifelt, überall Stau und es ist schon so spät. Quelle: http://www.presseanzeiger.de/pa_bilder/304103-2_org.jpg In der Hörsaalruine angekommen, läuft dann aber alles wie am Schnürchen. Die Technik wird angeschlossen, der Pressetisch und der Tisch mit Getänken und Keksen werden aufgebaut. Dann ist doch noch Zeit und weil wir auf dem Gelände der Charité sind, husche ich schnell durch das Museum. Den Teil, den ich gesehen habe, behandelt die Geschichte der Krankheitskunde im Charité (kurze Erinnerung: es ist DAS Berliner Krankenhaus). Ich sage euch, ich werde weder krank noch schwanger. Mit in Alkhol eingelgten Muskeln kann ich leben, mit Schädeln mittlerweile auch. Bei den krankheitszerfressenen Organen fängt mein Magen an zu rebellieren: Nieren, die so groß sidn wie ein Laptop, Augen mit Blutblasen und so weiter - alles schön konserviert in Alkohollösung. Vorbei ist es mit den ausgestellten Föten. Alles Fehlgeburten, bei manchen wuchs das Gehirn außerhalb des Schädels, bei anderen fehlt es ganz, manchen fehlt die Wirbelsäule, oder durch Missbildung nimmt das Gesicht Alienformen an. Ich gehe schnell weiter und komme zu den Wachsabdrücken. Um den Studenten beizurbingen, wie verschiedene Krankheiten aussehen, wurden die Krankheitsbilder in Masken festgehalten. Augestellt werden natürlich nur die schlimmsten. Die, bei denen das Gesicht komplett von Eiterbeulen und Blutgerinnseln zerfressen ist und Nase und Augen nur noch partiell bestehen. Ich sage euch, ich bin froh, als ich wieder zur Arbeit muss. Es sind nur noch wenige Minuten bis zur PK, ich kümmere mich um die eintreffenden Journalisten, Andrea und unsere Pressesprecherin weisen noch die Podiumsgäste ein. Der berühmte Kulturmanager, der uns unterstützt legt seinen Divenauftritt hin. Sechs Minuten hat er Zeit zu reden, dafür eine Präsentation mit 87 Folien und er weiß nicht wo er seinen knielangen Kunstfellmantel ablegen soll. Ansonsten sitzt das Outfit: zu kurze schwarze Röhrenjeans, darüber Cowboystiefel und über das Hemd eine sehr alternative Strickjacke. Die Katastrophe ist also abgewendet und er ist auftrittbereit, muss nur eine viertel Stunde früher gehen. Die Konferenz läuft ganz gut, leider sind nur wenige Journalisten da. Eigentlich war das zu erwarten, denn wir verkünden nichts Weltbewegendes, nur den Auftakt zu unserem Jubiläumsjahr (50 werden wir ja erst nächstes Jahr). Für mich ist es aber allemal spannend, bei sowas dabei zu sein, zwischen Tür und Angel bekomme ich Dinge wie den unterschied von Pressemitteilung und Presseinformation erklärt. Es hat sich also gelohnt. Danach wird alles aufgeräumt und ich gehe mit Andrea und zwei anderen persisch essen. Ich bin begeistert, ich fand die Idee schon gut, ich bin ja generell ein wenig arabophil, aber das Essen haut einen um. Man kann sich ein oder zwei Saucen aus fünf auswählen, die man sich zu der Schale Reis bestellt. Ich entscheide mich für die beiden vegetarischen Varianten: einmal mit Linsen und einmel mit Ziegenkäse, Paprika und Birnen. Ich hätte das Rezept stehlen sollen. Ich mag ja keinen Ziegenkäse und ich hasse Obst im Essen, aber das war guuut! Und für 4,50€ bekommt man eine Portion, die ich nicht aufessen konnte (und entgegen der landläufigen Meinung esse ich generell sehr viel, zum Beispiel mehr als Leo). Danach geht es wieder zum Hauptbahnhof und ich rattere nach Hause.

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