Montag, 5. Dezember 2011

Am Zentrum der Macht

So sieht es nämlich aus. Afghanistankonferenz in Bonn.
Während sich die Welt erst in Petersberg trifft, wird Bonn schonmal darauf vorbereitet, dass wichtige Persönlichkeiten zu Gast in der Bundesstadt sind. Seit Freitag kreisen ununterbrochen (!) zwei Helikopter über Bonn, ganze Straßenzüge sind gesperrt, an allen Haltestellen wird davor gewarnt, dass wegen der großen Wichtigkeit der Konferenz kurzfristig alle Trams ausfallen könnten. Da, wo man noch verkehren kann, trifft man mehr Polizi- als Zivili- sten, alle 20 Meter steht ein Polizeiwagen. Von der Kennedy- Brücke aus sieht man, soweit das Auge reicht, das Rheinufer blau blinken und ich tippe nicht darauf, dass die Stadt zu Nikolaus blaue Lichterketten aufgehängt hat. Dazu kommen einige - laut meinem Mitbewohner wirklich gut besuchte - Demos.
Damit das WordConferenceCenterBonn auch mal benutzt wird und es nicht nur in der Zeitung steht, weil immernoch die Schmiergeld- und Korruptionsprozesse laufen, wurde die Tagung vom Peters- nach Godesberg (also aus dem Siebengebirge mitten in die Stadt) gelegt, was zu weiteren Straßenstopfungen führt. Wir Bonner atmen politische Luft, fühlen uns wichtig, berühmt und gut gesichert. Es mag komisch klingen, aber: allein die räumlicher Nähe zu wichtigen Entscheidungsträgern gibt einem das Gefühl, politisch involviert zu sein. Aber das ganze hat einen Preis; von der Arbeit nach Hause brauche ich ungelogen ganze drei Mal so lang wie normalerweise. In meinem Privattaxi mit meinem Laptop und meinem Blackberry hätte ich vielleicht schon etwas Weltbewegendes organisieren können, im Bus habe ich mich darauf beschränkt, im Kopf meine spätere politische Karriere durchzugehen und von der Zeit zu träumen, wenn ich der Grund für solche Umstände sein werde.

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