Hier in Bonn gibt es an jeder Ecke Biosupermärkte, alleine in meinem kleinen bescheidenen Stadtteil sind es drei. Bisher habe ich noch keinen mit meinem Besuch beehrt, aus Verzweiflung hat sich das jetzt geändert. Und woooooah. Ehrlich. Von der Fläche her größer als unser Friedrichsdorfer Aldi und es gibt alles. Angefangen bei den bio- und fair trade- Ausgaben der herkömmlichen Lebensmittel über alle möglichen Gewürze, ein Teesortiment, das jeden Engländer überfordern würde bis hin zu allen erdenklichen Mehl- und Linsenarten, Falafelgrundmischungen und Brotaufstriche zum Neiderknien. Es ist der Wahnsinn gewesen. Wir waren über eine Stunde in diesem Laden drin, dabei sind wir nichtmal Verfechter des Biolebensstils.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich auch einen Großteil der Zeit gehofft, dass ich nicht so aussehe, wie die Leute, die sonst noch in dem Laden waren: die eine Hälfte gehörte zur Gattung der LOHAS(=Lifestyle of Health and Sustanability), also Leute,die sich gerade als Öko bezeichnen, weil es im Moment chic ist und sie sonst nichts zu tun haben (das alles hindert sie aber nicht daran, in benzinschleudernen Porsche- "Gelände"wagen herumfahren). Die andere Hälfte sah aus, als würden sie nach dem Einkauf gleich in den Wald Bäume umarmen gehen. Ich habe nichts gegen alternative Menschen, im Gegenteil. Aber ein bisschen übertreiben kann man es schon. Auf jeden Fall eine interessante Erfahrung und ich glaube, die Falafel zum selber machen hole ich mir bald mal.
Den Rest des Wochenendes haben wir im Bett oder in der Küche verbracht. Auf das Plätzchen backen haben wir doch verzichtet, dafür gab es serbische Bohnensuppe (eins meiner Lieblingsgerichte), die zwar gut war, aber weder so aussah, noch so geschmeckt hat, wie sie sollte. Das muss ich nochmal üben. Und am Sonntag haben wir Krautkrapfen gemacht.
Krautkrapfen, für alle die es nicht kennen, sind - um meine Stiefoma zu zitieren - "german Ravioli". Ausgerollter Nudelteig, der mit Sauerkraut gefüllt, zu einem Strudel gewickelt, in Scheiben geschnitten, angebraten und dann in Gemüsebrühe gegart wird. Unglaublich lecker, auch wenn es sich im ersten moment etwas schräg anhört.
Die vier Stunden kochen haben sich also gelohnt. Ihr fragt euch, warum vier Stunden? Stellt euch vor, ihr wollt einen Nudelteig machen - aber ihr habt keine Waage. Stellt euch vor, der Teig muss verrührt und geknetet werden - aber ihr habt kein elektronsiches Gerät im Haus, das das irgendwie meistern könnte. Stellt euch vor, der Teig ist fertig, jetzt muss er ausgerollt werden - aber ihr habt keine Rolle. Und zum Schluss wollt ihr die fertigen Krapfen garen - aber ihr besitzt keine Pfanne, die einen Deckel hat.
Aber die Not macht erfinderisch und wir kreativen Menschen hatten damit kein Problem. Es hat halt alles etwas länger gedauert. Für die Mehlmenge haben wir das benötigte Gewicht in Volumen umgerechnet und alles mit einem Messbecher portioniert. Den Teig hab ich einzig mit Muskelkraft überwältigt. Wer mal einen Nudelteig gemacht hat, weiß wie zäh der ist und was das für eine Anstrengung bedeutet. Der Knetenteil hat bestimmt auch eine Stunde in Anspruch genommen. Das Ausrollen habe ich dann Leo überlassen - mit einer Thermoskanne. Und zum Garen haben wir schließlich einfach ein Backbleck auf die Pfanne gelegt. Tadaa.
Das Wochenende war auf jeden Fall sehr schön. Für etwa eine halbe Stunde lag auch Schnee auf den Dächern. Dann hat es wieder angefangen, zu regnen und zu hageln.
Auch sehr weihnachtlich.
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