Seit ich hier bin wurden all meine Versuche, auf eine Goa zu gehen, vereitelt, dieses Wochenende hat es geklappt.
Um alle geographisch Gebildeten vor einem Missverständnis zu bewahren: ich meine nicht den indischen Bundesstaat, sondern eine Tanzveranstaltung der speziellen Musikrichtung. Platt gesagt ist Goa Hippie- Elektro. Natürlich ist das stark vereinfacht, ich könnte euch hier einen langen Vortrag über klangliche Diversitäten halten, doch den erspare ich euch – unter anderem weil ich absolut keinen Unterschied zu klassischem Elektro/Minimal hören kann. Mea culpa, mea maxima culpa.
Das Publikum ist anders. Ganz anders. 50 Prozent der Besucher tragen Dreads, gekleidet sind alle in bunten Gewändern aus Leinen, manchmal Filz, überall sind Glöckchen oder Blumen, die Haare der Damen wimmeln von Schmetterlingen in allen Größen. Alternativ kann man in Jeans und T- Shirt kommen. Getroffen habe ich auch Pan, erkennbar an den langen Ohren und der Flöte um den Hals. Für die meisten ist „stampfen“ ein Synonym für „tanzen“ (das benennen sie auch so), dementsprechend sieht es auf der Tanzfläche aus. Jeder bewegt sich wie er will, wie es ihm passt, es gibt keine Regeln dafür, außer, dass man versucht mit seinen Bewegungen niemanden zu stören. Der Raum ist also gefüllt von stampfenden, springenden sich drehenden Menschen, was nicht bedeutet, dass es nicht gut aussehen kann: viele bewegen sich unglaublich gut und bei den meisten geht der Stil weit über das beim R’n’B typische Popogewackel hinaus. Bei manchen nicht, bei manchen sieht es dämlich aus – aber who cares? Egal ist es auch, wenn jemand einfach mit geschlossenen Augen an der Wand steht und den Kopf zur Musik hin und her wippt, dabei lächelt. Würde man in einem Club komisch angeschaut werden, stellen sich bei einer Goa einfach andere dazu und freuen sich an der Musik ohne zu tanzen. Ähnlich wie beim Gruftitanzen geht es eben allein um die Musik und den Spaß an der Bewegung und nicht darum, sich zu profilieren und seinen Körper zur Schau zu stellen. Sehr angenehm.
Die anderen berichten auch, dass sie noch nie eine Prügelei oder Pöbelei auf einer Goaveranstaltung gesehen haben. So friedlich geht es in normalen Clubs ja auch nicht zu. Goa ist also gut.
Quelle: http://forum.hanfburg.de/upload/goa2.jpg
Kommen wir zu meiner ersten Goa: Um viertel nach Sieben haben Anne und ich uns auf den Weg gemacht, mit Zwischenstop bei Anne (der anderen) kamen wir in Köln an – Niehl oder Nippes? Eine repräsentative Umfrage durch die gesamten Kontakte der beiden Annes ergaben eine Chance von p=0.5 für Nippes, also fuhren wir dort hin, leider falsch. Bis zwölf Uhr kostete die Party nur 15€, danach mehr (kurzer Einschub: 15€ ist für Goaverhältnisse extrem viel, da hat man schon was zu erwarten). Um genau drei vor zwölf stiegen wir aus der richtigen Bahn. Mit uns erhoben sich etwa 50 andere, draußen ein synchrones Gerumpel, alle Bierflaschen in die Mülleimer, dann setzte sich die Schlange in Bewegung, wir beeilten uns der Kopf der Bewegung zu werden, um eventuell noch vor der Preiserhöhung in den Kunstpark zu kommen. Kaum biegen wir um die Ecke in den Innenhof des Fabrikgeländes sind wir weniger der Kopf als viel mehr die Nieren der Schlange. Doch ein Hut am Ende des Tunnels: an der Kopfbedeckung erkennen wir zielsicher einen Freund, der etwa an der Position der Tracheallunge steht (wer in der Anatomie einer Schlange nicht so bewandert ist wie ich, halte sich die Grafik im Wikipediaartikel „Schlangen“ unter „Innere Organe“ vor Augen). So kamen wir zwar kurz nach zwölf erst rein, die Kassierer scheinen aber die Turmuhren nicht gehört zu haben und wir kamen noch verbilligt rein.
Die Location war der Hammer, drei Floors innen, dekoriert mit Bildern, die mit schwarzlichtaktiven Farben gemalt wurden, draußen ein großer Sandstrand (auch wenn das Meer nur aufgemalt war), die DJs saßen in einem Boot, überall riesige Sitzsäcke und . Lagerfeuer. Ich habe selten monotonere Musik gehört aber ehrlicherweise auch selten besser getanzt. Zwischendurch saßen wir draußen mit den anderen und haben ein bisschen geredet und Ende Oktober das letzte Mal das Sommerfeeling genossen. Irgendwann zwischen vier und fünf habe ich für eine halbe Stunde geschlafen, anders hält man das ohne Drogen ja nicht aus. Um acht Uhr früh waren wir endlich im Bett, nach 7.5 Stunden tanzen (Zeitumstellung macht es möglich). Die ganze Nacht war super und die Simsalabim hat den Ruf einer legendären Halloween- Goa verdient.
Das muss ich unbedingt auch noch machen :)
AntwortenLöschen...wenn es dir bereits gelungen ist, dann herzlichen Glückwunsch. Wie du dir sicherlich vorstellen kannst, gibts es diese faszinierenden Tanzveranstaltungen nicht nur in good old germany^^ Den Jahreswechsel konnte ich glücklicherweise mit meiner Freundin in Marokko ENTGEGENSTAMPFEN, zum Glück!!! Da konnte man nämlich mit shirt rum renn d-.-b
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