Samstag, 28. Januar 2012

Jung, grün, weiblich sucht...

Von dem Programm, an dem ich jetzt teilnehme, habe ich euch ja erzählt, das Einführungswochenende fand jetzt statt.

Viele junge grüne Frauen auf der Suche nach Einblicken in die Politik versammeln sich im Pott, um sich kennen zu lernen. Für Corinna und mich hieß das Bahnodyssee. Viele Wege führen in die Ruhrmetropole Essen, aber unserer war wohl verflucht. Unsere Bahn fällt aus, damit wir nicht drei Stunden zu spät kommen, müssen wir einen IC nehmen - leider zählt der nicht zum NRW-Ticket-Tarif und leider werden wir kontolliert, kaum sind wir eingestiegen. Aber zum Glück ist der Kontrolleur nett und wir zahlen keine Strafe sondern nur den Aufpreis und zum Glück ist die grüne Jugend NRW nett und wir bekommen den Fahrpreis erstattet. So bekommen wri den Anschlusszug zwar noch, aber der verzögert sich so, dass wir den Bus zur Jugendherberge knapp verpassen. Als wir endlich ankommen, fällt uns nur der Anfang der Rocky Horror Picture Show ein: es ist dunkel, wir stehen mitten im Wald, es regnet, weit und breit kein Haus zu sehen und erst nach einem Stück Weg sieht man ein kleines Licht. Endlich angekommen erwartet uns kein Partygesellschaft sondern das Abendessen, sehr beruhigend.

Der Rest des Programms lautet, Begrüßung, Einführung in die Geschichte der Grünen, Informationen zu Brüssel, abends schon eine Abgeordnete treffen. Für die Gruppenbildung wird dann bis mitten in der Nacht Werwolf gespielt. Morgens geht es dann früh weiter: ein Präsenztraining von einer ehemaligen Schauspielerin, die heute Politiker coacht. Und das war der Wahnsinn. Wir haben geübt, wie man redet, wie man zur Tür reinkommt, wie mans ich hinsetzt, wie man geht, am Ende dann eine Spontanrede gehalten. Wirklich genial.

Insgesamt war das Wochenende schon super, obwohl die anderen Teilnehmer außer vier alles Schüler, größtenteils zwischen 15 und 16 waren. Total müde freue ich mich jetzt auf Brüssel.

Donnerstag, 26. Januar 2012

Schöfföffel und Fschtschich

Und wieder hat es lange gedauert bis ich schreibe. Hier ist es im Moment ein bisschen turbulent. Ich arbeite viel und weil jeder freundschaftliche Kontakt außerhalb der Arbeitszeiten stattfinden muss (anders als in der Schule und beim Studium, wo man die Leute ja eh trifft), bin ich auch sonst viel unterwegs.

Die Grünen machen mir jetzt aus einem erfreulichen Grund mehr Arbeit: ich bin am Mittwoch zur Sprecherin der Grünen Jugend Bonn gewählt worden.

Martin habe ich immernoch nicht viel gesehen, aber mit Marek und seiner Freundin habe ich schon mehrere Abende verbracht. Letzte Woche haben wir sehr leckere Pfannkuchen mit polnischer Erdbeermarmelade gemacht.

Dank der Einfachheit des Rezepts werden Crêpes des öfteren in der deutsch-französischen Völkerverständigung eingesetzt, für die Kommunikation mit unserem Nachbarn im Osten ist der Gericht vielleicht weniger geeignet. Wie heißt das Besteckstück, mit dem man den Teig in die Pfanne tut? Ich wäre nicht im Deutsch-LK gewesen, wenn mir auf Anhieb das Wort "Kelle" eingefallen wäre. Aber seid mal ehrlich, welches Wort hättet ihr genommen? Wir jedenfalls sind bei "Schöpfkelle" gelandet. Und Marek, sehr bemüht der deutschen Sprache mächtig zu werden, versucht es gleich: "Gibst du mir bitte den Schöfföffel? Wie spricht man das aus?". "Gerne. SchöPFlöffel.". "Ah, danke. Schöööpf-höfff-lel" Ihr könnt euch die Szene ähnlich wie in dem Film "Relativitätstheorie der Liebe" vorstellen, Schöpflöffel ist tatsächlich ein ähnlich gemeines Wort wie Spritzschutzanlage.

Bis zu folgender Frage haben wir auch fleißig weiter geübt: "Willst du auch Fschtschich?" Trotz mehrer Anläufe konnte ich nicht erschließen, was mir hier angeboten wurde, das Rätsel löste sich erst in der Küche, als ich die Dose gezeigt bekommen habe: Ja, ich nehme gerne einen Pfirsich.

Montag, 23. Januar 2012

Ein guter Tag

Kaum aus dem Winterschlaf erwacht, habe ich gleich einen guten Tag hinter mir:

Morgens brauche ich jetzt nur noch 20 Minuten zur Arbeit, keine dreiviertel Stunde mehr, damit fing es schon an. Die Arbeit war dann zwar anstrengend, weil ich eine Schülerpraktikantin anleiten musste, doch kurz vor Feierabend erreicht mich die gute Nachricht: ich bin für das "Jung, Grün, weiblich sucht..."-Programm genommen (meine Bewerbung ist wohl nicht angekommen, aber ich wurde dann nachträglich doch noch dazu eigeladen, was mich freut, weil es viel weniger Plätze als Bewerber gab).

Das heißt: in vier Wochen geht es los nach Brüssel, das Europaparlament und die Stadt anschauen, Abgeordnete, NGOs und Lobbyorganisationen treffen. Dann folgen noch eine junggrüne Landesmitgleiderversammlung, ein altgrüner Landesparteitag, ein besuch im Landtag und ein Tag Shadowing eines Abgeordneten. Total genial!

So beschwingt bin ich zum Meldeamt geflogen, mich umzumelden und weil mein Glückstag war, hat alles so gut funktioniert, dass ich nach zehn Minuten mit neuem Hauptwohnsitz und korrigiertem Namen (die haben mich das letzte Mal tatsächlich mit h im nachnamen eingetragen) wieder vor der Tür stand.

Kaum zu Hause kam ein Herr und hat das Erbstück abgeholt, das ich nicht mehr brauchte, und noch bevor meine Bohnen im Topf fertig waren war ich um ein Regal ärmer und um vier Pakete Biomilch reicher.

Nach dem Essen kam mein Mitbewohner nach Hause. "Wollen wir zusammen eine Tasse Tee trinken und die Wohnung putzen?" So gemütlich hab ich selten geputzt. Küchengroßreinigung mit Saugen und Wischen, Müll rausbringen, Mikrowelle und Kühlschrank auswischen, das Geschirr abspülen und die Handtücher waschen, das alles bei Tee und Musik. Und das schönste war: ich musste niemanden daran erinnern, dass Saubermachen mal wieder gut wäre.

Den Rest des Abends habe ich dann mit verschiedenen Leuten telefoniert. So kann die Woche gerne weitergehen!

Sonntag, 22. Januar 2012

Winterpause

Was am Tierreich, dem Freibad und an der Bundesliga nicht vorbeigeht, kann auch ich nicht ignorieren: ich war in der Winterpause. Zumindest Blogtechnisch gesehen. Wer diesen globalen Aspekt für eine faule Ausrede hält, dem sei folgendes gesagt: ich bin umgezogen und hatte deswegen keine Zeit, Winter hin oder her.

Tatsächlich musste ich sofort mit Packen anfangen, als ich nach Silvester wieder im schönen Rheinland angekommen war. Ungeachtet der Magendarm- Grippe, die mich Anfang Januar gebeutelt hat, kam das Umzugsunternehmen mit den drei heiligen Königen und hat meine Möbel in das neue Zimmer geschafft. Nachdem der erste Stress überstanden war („Sach mal, Jürgen. Hast du die Schrauben für dat Bett? Ich find se nimmer. Jott, wär et blöd, wenn die weg wären…“), habe ich eine Woche zwischen Kartons und Tüten auf dem Boden gehaust. Freitag habe ich dann noch für meine alten Mitbewohner, deren Partner und Ilse, die dank Anne quasi zum Inventar der Wohnung dazugehört, zum Abschied gekocht (das war nicht einfach: Anne isst abends keine Kohlehydrate mehr und Janek ist mittlerweile Veganer…), Samstag ging es dann los. Leo und ich sind mit all den Einzelkartons- und tüten mindestens so viele Treppenstufen rauf und runter gelaufen, wie Euro im europäischen Rettungsschirm sind; es wird euch nicht verwundern, dass wir um 20.30 Uhr wie die Babys geschlafen haben.

Zeit zum Einleben hatte ich noch nicht, denn am Montag stand mein zweites FSJ-Seminar an. Die Woche war wie die letzte sehr genial. Wir haben uns total gut verstanden, viel diskutiert und viel gelacht. Außerdem hatten wir ein Rhetorik- Training, eine Führung durch den WDR und eine durch den Landtag und hatten Gespräche mit einem Politik-Redakteur und zwei Abgeordneten.

Jetzt bin ich wieder hier und versuche, das Zimmer wohnlich zu machen. Das ist viel Einräumarbeit und ich muss noch diverse Möbel, die ich von verschiedenen Vormietern geerbt habe, loswerden. Aber ich bin auf dem besten Weg, ihr werdet Bilder bekommen, wenn ich fertig bin!

Damit ich dieses Wochenende wenigstens einmal rauskomme, war ich heute im Deutschen Museum Bonn (einem Ableger des Museums in München) und habe mich drei Stunden mit Physik und Chemie befasst. Dank diesem Intermezzo ist mein Kopf wieder ein bisschen frei von Umzug und ich bin ich der Lage, die Winterpause zu beenden.